Fantastisch!, dachte Rosemarie. Und dann auch noch dieser Duft! Nachdem sie sich sattgesehen hatte, knurrte ihr Magen. Kein Witz. Rosemarie schlenderte geschickt zwischen den Beinen der Marktbesucher hindurch, schnüffelte an einem Gewürzstand, stibitzte ein Stückchen Steinpilz, ergatterte sogar ein kleines Häppchen echten Trüffels und stieß auf ihrem Weg über das bucklige Kopfsteinpflaster außerdem auch noch auf eine abgebrochene Möhre, ein Blatt Spinat, eine halbe Kartoffel, eine Brotrinde, eine Mini-Tomate und ein Stückchen Leberpastete, das jemandem beim Probieren runtergefallen sein musste.

RUMMS!

Rosemarie bekam einen riesigen Schreck – ein Meteoriteneinschlag direkt neben ihr!
Und das mitten auf dem Marktplatz von Tallinn! Das konnte doch gar nicht sein!

Nein, das konnte tatsächlich nicht sein. Denn Meteoriten waren ja schließlich ausgestorben – zumindest hoffte Rosemarie das sehr. Sie nahm die Pfötchen von den Augen und sah noch mal genauer hin. Der Meteorit war in Wirklichkeit eine rote Bete – und die war gerade einer jungen Frau aus dem Einkaufsbeutel geplumpst.
„He!“, rief Rosemarie. „Ihr Meteor … ich meine: Ihre rote Bete!“  
Doch die Frau hörte nichts. Schon bog sie um die nächste Ecke.

Zum Glück war Rosemarie von ihrer Mutter zu einer äußerst freundlichen Maus erzogen worden. „Mäuse helfen immer – alles andere ist Käse!“, hatte die Mutter gesagt, und daran hielt Rosemarie sich, auch wenn das manchmal anstrengend wurde.
Sie lud sich die rote Bete (ganz schön schwer!) auf den Rücken, ächzte einmal ausführlich. Dann rannte sie der Frau, so schnell sie konnte, hinterher und eine wilde Verfolgungsjagd begann.

Die Frau lief um die Marktstände herum – Rosemarie nahm die Abkürzung unter den Marktständen. Die Frau stieg eine Treppe hinab – Rosemarie rutschte in dem Rinnstein neben der Treppe nach unten wie in einer Rutsche aus Stein. Die Frau lief eine steile Straße hinab – Rosemarie gab der roten Bete einen Schubs, ließ sie den Asphalt hinabrollen und galoppierte hinterher. Die Frau stieg in eine Straßenbahn – Rosemarie schaffte es gerade so, noch auf das hintere Trittbrett der Bahn aufzuspringen.

Zwei Haltestellen weiter stieg die Frau aus, ging auf ein Haus zu und zog einen Schlüssel aus der Tasche.
„Hallo …“, keuchte Rosemarie, „ihre … rote …“
„ … Bete!“, rief die Frau erfreut. Sie hatte den Verlust noch gar nicht bemerkt. „Das ist ja lieb von dir. Ich bin Maarja!“

Eine Viertelstunde später saßen Maarja und Rosemarie zusammen am Küchentisch. Maarja bereitete einen Kartoffelsalat mit roter Bete zu, der Rosolje hieß und beiden hervorragend schmeckte.
„In den letzten Monaten haben wir alle viel mehr Zeit zuhause verbracht“, erzählte Maarja.
„Die haben wir genutzt, um zu ganz viel frisch zu kochen und uns gesünder zu ernähren. Wir haben alte Familienrezepte und traditionelle Rezepte aus Estland wiederentdeckt …  alles hat eben immer auch sein Gutes!“

Das hat meine Mutter auch immer gesagt, dachte die Maus Rosemarie, nahm noch einen großen Löffel Kartoffelsalat und lächelte.

Am nächsten Morgen verabschiedete sich die Maus von Maarja. Sie sagte: „Du bist eine hervorragende Köchin. Hoffentlich findest du noch viele weitere tolle Rezepte. Jetzt muss ich weiter – denn ich will wissen, ob es all den anderen Menschen in den anderen Städten genauso gut geht wie euch.“

„Warte …“, sagte Maarja und drückte Rosemarie ein großes Stück Sauerkraut-Kuchen mit Speck und Preiselbeeren in die Pfötchen. „Du hast schließlich einen langen Weg vor dir.“

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