In der Stadt war es nicht viel behaglicher. Der Wind trieb Blätter durch die leeren Straßen und es war kaum ein Mensch zu sehen. Dafür allerdings zwei Eichhörnchen, die sich gegenseitig einen mächtigen Baumstamm hinauf- und hinunterjagten.
„Nanu“, sagte das erste Eichhörnchen, als es Rosemarie entdeckte, „du frierst ja wie ein Topflappen in der Antarktis.“
„Oder wie ein Toaster am Südpol“, stellte das zweite Eichhörnchen fest.
„Stimmt“, sagte Rosemarie. „Ihr scheint nicht zu frieren.“
„Wir haben ja auch schöne buschige Schwänze, in die wir uns einwickeln können“, bemerkte das erste Eichhörnchen.
„Nicht so ne kahle Antenne wie du“, ergänzte das zweite Eichhörnchen.
„Wisst ihr, was die Menschen in Riga in den letzten Monaten so gemacht haben?“, fragte Rosemarie.
„Nee“, sagte das erste Eichhörnchen. „Menschen finden wir so interessant wie leere Senfgläser, die im Ozean treiben.“
„Oder wie ne kaputte Ampel auf dem Mond“, ergänzte das zweite Eichhörnchen.

Rosemarie wünschte den seltsamen Hörnchen noch einen schönen Abend und machte sich auf die Suche nach einem Quartier. Sie lief eine enge Gasse entlang, die immer noch enger und enger wurde und schließlich an einer Haustür endete. Zum Glück war neben der Tür eine alte Katzenklappe, die sich problemlos öffnen ließ, und kurz darauf stand Rosemarie in einer gemütlichen Stube.

„Beim heiligen Katzenklo, das gibt’s doch nicht“, sagte Rosemarie, als sie sich umblickte. „Eine Fabrik für Mäuse-Hängematten! Was habe ich doch für ein Glück!“
Tatsächlich waren um sie herum unzählige Hängematten-Modelle aus buntem Stoff aufgehängt, sie hingen an Haken, Stuhllehnen, Bettpfosten und Türgriffen – und eine war schöner und weicher als die andere.
Rosemarie sucht sich die bequemste von allen aus, rollte sich zusammen und schlief auf der Stelle ein.

„Möchtest du auch ein Spiegelei mir Speck“, sagte eine freundliche Stimme.
„Gern“, sagte Rosemarie. Dann schreckte sie hoch – wer hatte sie das bloß gefragt?!
„Kommt sofort“, sagte die freundliche Stimme, die zu einer ebenso freundlich aussehenden Frau gehörte. „Ich bin die Lilija und ich nähe hier Atemmasken für die Menschen, die keine haben. Aber ich sehe, die Masken sind auch ganz wunderbare Mäuse-Hängematten.“
„Stimmt“, sagte Rosemarie, der es ein wenig peinlich war, die Atemmasken nicht sofort erkannt zu haben. „Ich würde sofort eine kaufen!“

Während des Frühstücks erzähle Lilija der Maus, dass sie in den letzten Monaten schon über 450 Masken genäht hatte. So hätte sie vielen Menschen helfen können, es seien sogar echte Freundschaften durch das Masken-Nähen entstanden. „Es gibt eigentlich nichts Schöneres auf der Welt, als anderen helfen zu können“, schloss Lilija ihren Bericht.

Nachdem die beiden sich noch eine ganze Weile unterhalten hatten, verabschiedete sich die Maus und sagte: „Ich sehe, dass du glücklich bist. Nicht nur das, du machst sogar andere glücklich. Das ist wunderbar. Jetzt muss ich weiter – denn ich will wissen, ob es all den anderen Menschen in den anderen Städten genauso gut geht wie euch.“

„Nimm dein Bett mit“, sagte Lilija. „Ich schenke es dir.“  
„Danke“, sagte Rosemarie. „Das kann ich auf meiner Reise wirklich gut gebrauchen!“

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