Der kleine
Zeitgeist
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Der kleine
Zeitgeist
Der kleine Zeitgeist ging weiter auf Erkundungstour, vorbei am Holstentor, vorbei am Wasser und vorbei an vielen Bäumen. Die Kirchturmuhren hatten zwölfmal geschlagen und es war Mittagszeit.
Direkt an der schönen Wasserkante ließ er sich nieder. „Ist das schön hier!“, sagte er zu sich selbst, „sogar die Autos dürfen ganz in Ruhe auf das Wasser schauen, wenn der laute Motor aus ist. Sie haben extra so schöne Kästchen bekommen, in die sie ganz genau hineingefahren werden und dann können sie entspannt herumstehen und von dort aus in aller Ruhe die Enten beobachten!“
Da lachte es neben ihm laut auf: „Na, du bist ja ein lustiger Vogel“, sagte ein kleiner Junge, der direkt neben ihm saß. Er hieß Johann. Neben ihm saß sein Freund Pauli. „Diese Autos stehen den größten Teil ihres Lebens nur herum und gucken blöd aus der Wäsche. Für Enten interessieren die sich doch überhaupt nicht. Die Autos warten auf ihren großen Einsatz, jeden Tag aus Neue. Und dabei ist das kleine Kästchen, also der PARKPLATZ auf dem sie stehen, ein großer Schatz für alle. Aus nur einem dieser Parkplatzkästchen könnte man einen ganzen Garten für hunderte Insekten schaffen, mehrere Parkplatzkästchen könnten ein Fußballfeld werden oder eine Rollschuhbahn oder eine Bühne zum Tanzen. Tausend und abertausend Sachen könnte man hier machen anstatt dieser Blechvögel hier“, stöhnte Johann und zeigte dabei auf eine ganze Reihe stillschweigender Autos.
Der kleine Ü schaute Johann und Pauli mit großen Augen an und dachte dann ein wenig nach. Dann fing er an, in seinem Gewand zu wühlen. Nacheinander kamen die verschiedensten Dinge zum Vorschein, die er schnell wieder verschwinden ließ: ein gebrauchtes Kaugummi, ein verknitterter Papierflieger und eine stinkende Socke. Dann hatte er gefunden, wonach er suchte und kramte eine ältere Schrubb-Bürste und ein kleines Eimerchen hervor. Er bückte sich runter zum Wasser, befüllte das Eimerchen und so schnell konnte man kaum gucken, da war das erste Parkkästchen verschwunden. Einfach weggeschrubbt. Stattdessen – kaum zu glauben – erschien auf dem Asphalt bunte Farbe. Ein fröhliches Bild entstand!
„Huch, kannst du zaubern?“ freute Johann sich erstaunt. „Nein, ich kann schrubben! Und ihr könnt es auch“, sagte der kleine Zeitgeist, übergab die Zauberputzmittel in die Hände der Jungen, zwinkerte ihnen verschmitzt zu und verabschiedete sich. Aus der Ferne beobachtete er, wie nach und nach ein paar freie und vor allem bunte Flächen entstanden und sich Kinder und sogar große Leute entspannt niederließen. „Eine ganz feine Idee“, dachte er sich und sein Näschen begann zu jucken. Schon wieder, verrückte Sache! Der kleine Ü wuchs also erneut ein klitzekleines bisschen weiter. Und wieder merkte es niemand, nicht einmal er selbst.