„Gibt es hier irgendwo ein baufälliges altes Haus mit Ritzen und Spalten, in dem man als Maus gut übernachten kann?“, fragte Rosemarie einen jungen Waschbären, der gerade in einer Bio-Tonne nach seinem Abendessen suchte.
„Sorry“, sagte der junge Waschbär, „aber hier gibt’s überhaupt keine baufälligen Häuser mehr. Die Leute haben in den letzten Monaten alles krass renoviert. Ich bin auch immer total lost, wenn ich mal irgendwo reinkommen will.“
„Ok“, sagte Rosemarie, „dann versuche ich’s einfach mal irgendwo.“
„Viel Glück!“, rief der junge Waschbär und verschwand in der Bio-Tonne.

Nachdem Rosemarie die Straßenseite gewechselt hatte, entdeckte sie wenig später ein hübsches kleines Einfamilienhaus mit gepflegtem Garten. Doch der Waschbär hatte offenkundig die Wahrheit gesagt – die Fassade des Hauses war so neu wie die Kellerfenster und die Terrassentür. Rosemarie fand nicht die kleinste Ritze, um ins Haus zu gelangen. Bis sich zu ihrer Überraschung schließlich ein Fenster ganz von alleine öffnete.
„Ich brauche frische Luft“, hörte sie die Stimme eines kleinen Mädchens von drinnen.
„Ok, aber mach das Fenster gleich wieder zu“, sagte ein kleiner Junge. „Mir wird’s sonst zu kalt!“

Jetzt oder nie, dachte Rosemarie, schlüpfte durch den Spalt, rutschte auf einer Murmel aus, verlor das Gleichgewicht, stürzte von der Fensterbank – und plumpste in etwas seltsam-Dickflüssiges, das dazu auch noch sehr unangenehm roch. Kein Zweifel möglich: Das war ein offener Farbeimer! Igitt!

Man kann sich Rosemaries Schrecken vorstellen, als sie benommen aus dem Eimer kletterte – aber das war noch gar nichts im Vergleich zu dem Schreck, den die Kinder bekamen.

„Eine Geistermaus!“, rief das Mädchen.
„Ein Mäusegeist!“, rief der Junge.
„Ich bin Rosemarie“, sagte Rosemarie.
„Eine sprechende Geistermaus!“, rief das Mädchen.
„Ein sprechender Mäusegeist!“, rief der Junge.
Erst jetzt bemerkte Rosemarie, dass ihr ganzer Körper in einem hellen Grün leuchtete – sie sah tatsächlich aus wie ein Geist!

In diesem Moment schaltete der Junge das Licht ein und sagte erleichtert: „Ein Glück, es ist wirklich nur eine normale sprechende Maus, die in unsere fluoreszierende Farbe gefallen ist …!“

Die beiden Kinder halfen Rosemarie dabei, die seltsame Farbe, die im Dunkeln leuchten konnte, abzuwaschen. Dabei erklärten sie ihr, dass sie in den letzten Monaten, gemeinsam mit ihren Eltern, das komplette Haus renoviert hätten. „Wir hatten ja viel mehr Zeit als sonst“, sagte der Junge. „Nur die Wände vom Kinderzimmer fehlen noch“, sagte das Mädchen.
Da fiel Rosemaries Blick auf ihre leuchtend-grünen Pfotenspuren, die überall auf dem Boden verteilt waren – und sie hatte eine Idee …

Am nächsten Morgen tunkten der Junge, der Henry hieß, und das Mädchen, das Alma hieß, Rosemaries Pfoten in die fluoreszierende Farbe und bedruckten mit ihren Pfotenabdrücken ihre komplette Tapete.
Dann verabschiedete sich die Maus von den beiden. Sie sagte: „Ich sehe, dass ihr das Beste aus dieser schweren Zeit macht und alles renoviert. Das finde ich toll. Jetzt muss ich weiter – denn ich will wissen, ob es all den anderen Menschen in den anderen Städten genauso gut geht wie euch.“

„Komm mal wieder vorbei, Geistermaus“, sagte Alma. 
„Pass auf dich auf, Mäusegeist“, sagte Henry.

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